Mein Name ist Michael, aber die meisten meiner Freunde nennen mich Mike. Ich bin 48 Jahre alt, 174cm groß und aktuell (Stand Mitte Jänner 2020) … 80kg schwer. Jawohl. Satte 80kg! Was soll ich sagen… ich esse viel und nasche gern. Zu meinen besten Zeiten, vor rund 10 Jahren, wog ich noch 70kg. Aber seitdem hat die Bequemlichkeit über Hand genommen und der regelmäßige Sport wurde zuerst unregelmäßig und mit der Zeit gegen null reduziert. Hinzu kommt, dass ich in diesen letzten 10 Jahren als Hobby DJ & Musikproduzent verhältnismäßig erfolgreich war, was einen eher ungesunden Lebensstil mit sich brachte: unter der Woche nach der Arbeit im Studiosessel knotzend, am Wochenende in den Clubs bei Rauch und Alkohol – und als Draufgabe natürlich wenig Schlaf.
Ab einem gewissen Punkt hätte ich mich wahrscheinlich entscheiden müssen die Musik vollberuflich auszuüben, aber da mir mein „Hauptberuf“ als selbstständiger Unternehmer in der Baubranche ein durchschnittlich gutes Einkommen beschert, war es mir das Risiko in der schnelllebigen und vor allem äußerst oberflächlichen elektronischen Musikbranche, wo sich meist Arschkriechen vor Qualität durchsetzt, nicht wert.
Außerdem schien mir der Gedanke dann einmal mit 50+ jedes Wochenende im Club hinter dem DJ Pult mit einem rund 30 Jahre jüngeren Publikum bis in die Morgenstunden abzufeiern nicht mehr so reizvoll. Klar, wenn Du an der Spitze stehst und 5 stellige DJ Gagen verdienst, ist das noch relativ nachvollziehbar. Geld stinkt ja bekanntlich nicht. Aber im Mittelfeld, mit gerade einmal 4-stelligen Gagen (wenn man Glück hat), ist das aus meiner Sicht nicht so prickelnd. Und so ehrlich will ich sein: mein Ehrgeiz und Talent hätte vielleicht gerade einmal, wenn überhaupt, für den unteren Rand des Mittelfeldes gereicht.
Darüberhinaus hatte mir das großartigste Ereignis, dass einem Mann widerfahren kann, es leicht gemacht diesen Weg des Risikos nicht zu beschreiten: die Geburt meiner heute 3,5 jährigen Tochter E.
Die Wiederaufnahme zum Sport in Spurenelementen: Bergradln (Mountainbiken)
Wenn du Vater wirst ändert sich alles. Das ist kein Klischee sondern Tatsache. Absolut. Und bei mir hat sich wirklich sehr viel geändert bzw. ändern müssen, da meine bessere Hälfte und Mutter meiner Tochter hauptberuflich eine Diskothek betreibt. Im Klartext: eine Woche nach der Geburt musste sie schon wieder für das ganze Wochenende in den Club und ich war „Papa allein zu Haus“. Die ersten Wochenenden waren echt hardcore, aber mit der Zeit groovt sich das Ganze ein und ich habe über die Zeit hinweg eine sehr innige Beziehung zu meiner Tochter aufbauen können. Da die Wochenenden nun geblockt waren und auch meine Lust zu Clubbesuchen Richtung Keller sank, hatte sich mein musikalisches Hobby auf gelegentliche Studiosessions reduziert, wobei dann logischerweise auch Releases und Gigs mit der Zeit auf null sanken. Aber ich sag’ euch etwas – es hat mir nichts ausgemacht, ich habe es nicht mehr vermisst. Ich hatte jahrelang meinen Spaß – vorbei ist vorbei.
Doch ich hatte jetzt keinen Ausgleich zu Beruf und Familie – und das erachte ich als äußert wichtig um der immer mehr verbreitenden Krankheit „Burnout“ vorzubeugen. Da tauchte wie aus dem Nichts ein alter Freund aus alten Motorrad “Gang“ Zeiten wieder auf. Und zwar auf dem Mountainbike, stilsicher in seiner bevorzugten Fortbewegungsart – wheelend am Hinterrad. Wir hatten uns Jahre nicht mehr gesehen und ich war mit meinem Herzblatt damals gerade erst nach Liesing gezogen, als L. vor mir stehenblieb. Wir unterhielten uns über gute alte Zeiten und am Ende unterstrich er unsere Unterhaltung mit folgender Weisheit: „Wennst in diesen Bereich von Liesing wohnst musst einfach mountainbiken!“ (Anmerkung: wir wohnen in der Breitenfurter Straße Höhe EKZ Riverside, also quasi in Schlagdistanz zum Wienerwald – Maurerwald, Perchtoldsdorfer Haide, Anninger… etc.)
Gesagt, getan – ich kaufte mir ein gebrauchtes 26“ Cube AMS um Euro 800,– und begann mich mit dem Mountainbike Virus anzustecken. Vorerst auf den klassischen Waldwegen rund um den Maurerwald und drüben in der Gegend der Wiener Hütte. Aber die Schotterstraßen wurden mit der Zeit langweilig und die Trails somit immer schmäler, steiler und natürlich auch illegaler. Ja, abseits der Schotterstraßen bist im Wienerwald leider oft nicht mehr legal unterwegs und schnell einmal Feindbild für Jäger/Förster (meine besonderen Freunde), lautstarken Wandergrüppchen sowie genervten Anrainern, die natürlich gerne mit ihren NICHT angeleinten Hunden die schmalen Trails ebenso zum Spazierengehen nutzen (besonders am unteren Teil des Anningers hatte ich immer wieder interessante Begegnungen). Ein Video über so eine Situation gibt’s HIER zu sehen.
Irgendwann ist dem L. und mir das auf die Nerven gegangen und wir sind dann bevorzugt in diversen Bike Parks wie Semmering, Wexltrails etc. unterwegs gewesen. Logisch, dass ab diesem Zeitpunkt sich auch Gerät und Ausrüstung geändert haben. Über den Kauf eines 29“ Cube Stereo 160 um bereits beachtliche Euro 1.990,– (leider ein Fehlkauf, denn das hat mir irgendwie von der Geo gar nicht gepasst) bis zu meinem aktuellem, noch immer heißgeliebten Schatz, einem YT Industries Capra 180/170 um heftige…. ja, Euro 4.290,–. Aber das Bike ist einfach Bombe (mehr davon sicher einmal später), du kannst überall damit unterwegs sein – Bikepark am Semmering, Tour am Anninger…ein perfektes Rad. Genug Wadenschmalz und Kondition vorausgesetzt. Tja, und da kommen wir zum Problem und zum nächsten Kapitel….
Der Todesstoß im Trailpark Weidlingbach – es muss sich etwas ändern
Jene, die meine lange Einführungsgeschichte tatsächlich bis hierhin durchgestanden haben, werden sich jetzt vielleicht einmal kurz fragen… okay, alles klar… aber warum nennt er den Blog „Old Man On Track“?! Mit 48 ist man eigentlich eigentlich in einem sehr guten Alter um beim Radsport noch einiges an Leistung zu bringen und dabei viel Spaß dabei zu haben. Am Optischen kann’s auch nicht liegen, weder ist das Haar schütter noch kaum ergraut. Also wie kommt man dazu sich als alter Mann zu beschreiben…?! Das ist soweit richtig, aber wie heißt es so schön? Man ist so alt wie man sich fühlt. Und diesen Sommer gab es für mich ein einschneidendes Erlebnis, dass mich richtig alt, nein sogar uralt in meinen Augen erschienen ließ.
Es war eine unsere immer seltener gewordenen gemeinsamen Ausfahrten mit dem Mountainbike, dieses Mal im Trailpark Weidlingbach. L. und ich hatten beschlossen, 1x die Flowline und 1x die doch etwas anspruchvollere Funline zu fahren. Da im Trailpark aber nix mit Shuttle oder sonstigen Liftsystemen ist, heißt das aber auch 2x hinauf pedalieren und streckenweise ist der Uphill doch mit einer recht „netten“ Steigung ausgebildet. Na, was soll ich Euch sagen – alleine die erste Auffahrt war schon eine Hinrichtung unserer Kondition, sprich weit sind wir ohne immer wieder Abzusteigen und zu Schieben nicht gekommen. Schon klar, der Ausredenkatalog ist lang und natürlich einleuchtend: unsere Freeride Bikes haben so zwischen 13-15kg, Flatpedals anstatt Klickpedale, ich hab’ nix gefrühstückt, heute simma so gar nicht in Form…. blablabla.
Aber unterm Strich war es so – wir hatten nach kürzester Zeit keine Körner, keine Kraft, keinen Saft mehr… uns haben Gruppen im lockeren Smalltalk überholt, ledern braungebrannte Pensionisten mit dicken Wadln sind bei uns vorbei… und ich könnte schwören… einer hatte beim Überholen sogar genüsslich eine E-Zigarette getschickt… oder er hatte ein verdammt seltsames Eau de Toilette. Aber der Todesstoß kam dann (und seien wir uns ehrlich, in jedem von uns Männern steckt ein kleiner Chauvi) als auch noch Frauen bei uns mit fröhlichem „Hallo“ vorbeigefahren sind. Ich meine, das tut weh. Nix gegen Frauenpower und so, aber das tut richtig weh.
In dem Moment fühlte ich mich furchtbar alt… ich bin ein wirklich alter Mann, a really old man. Wir sind aber dann trotzdem noch rauf, 200m vorm Traileinstieg schnell auf’s Radl gestiegen und der L. hat zur Sicherheit noch stilsicher einen Wheelie angerissen. War aber sowieso niemand mehr oben. Runter war’ma dann wie immer auf der eher schnellen Seite, des kömma ja halbwegs, aber unten haben wir dann schon lange überlegt ob wir noch einmal rauftreten – denn die Psyche war stark angeschlagen. Der L. hat dann darauf geschissen als er haufenweise Stein- bzw. Parasolpilze entdeckt hat und ist die lieber einsammeln gegangen, ich habe dann auch ungefähr nach dem ersten Drittel aufgegeben und bin den restlichen Funtrail runter.
Bei der Heimfahrt habe ich dann nur an das eine gedacht: es muss sich etwas ändern!
Rennradln – von Zero zum Hero?
Nachdem die kurzfristige Phase des Selbstmitleids abgeschlossen war, erschien auf einmal ein wenig Sonne am Horizont. Da unsere Tochter immer wieder einiges an Zeit mit den Eltern meiner besseren Hälfte verbracht hat (die wohnen um die Ecke = mehr wert als ein Lotto 6er!) und daher schon sehr gut an sie gewöhnt war, boten ihre Eltern sich an, jedes Wochenende für einen Tag & Nacht unseren Schatz zu sich in die Wohnung zu nehmen und aufzupassen. Wow. Geburtstag und Weihnachten zugleich – aber wirklich.
In mir reifte daher immer mehr der Gedanke mich in den Radsport wieder mehr zu vertiefen und zu diesem Zweck zusätzlich noch ein Rennrad anzuschaffen um kontinuierlich Kondition bzw. Fitness aufzubauen. Ich höre schon eure Gedanken… „warum fahrst ned einfach mehr mit dem Mountainbike, für was ein Rennrad?“ Schon richtig, aber bei uns in Österreich ist das Wetter nicht wirklich beständig und wenn es wieder einmal ein paar Tage hintereinander regnet, ist mein bevorzugtes Gebiet – der Wienerwald – größtenteils zumindest für ein paar Tage danach gatschig ohne Ende. Schon klar, für den Hardcore Biker kein Problem im Gatsch und Regen mit dem Mountainbike im Wald zu fahren… aber das ist nix für mich. Aber nicht, weil ich aus Zucker wäre – echt nicht. Aber ich hasse dann den ganzen Dreck am Gwandl und vor allem das Radputzen!
Vor allem gibt es bei uns in der Wohnanlage nirgends einen Wasseranschluss mit Gartenschlauch, wo man das Rad nach der Runde schnell abspritzen könnte. Also müsste ich zur nächsten Tanke und da so vorsichtig wie möglich mit dem Hochdruckreiniger ran, was mir dann die Lager mit der Zeit danken werden. Darüber hinaus möchte ich kaum dem angefressenen Gesicht inklusive lautstarker Diskussion meiner besseren Hälfte ausgesetzt sein, wenn ich mit patschnassen Fahrrad in die Wohnung rein will – denn aus den Kellern Wiens werden Fahrräder gestohlen wie wenn woanders Kirschen vom Baum gepflückt werden – da stell’ ich mein teures Goldstück nicht ein.
Daher ist man, meiner Überlegung nach, mit dem Rennrad am Asphalt klar im Vorteil – die Straße trocknet nach dem Regen in der Regel rasch auf und einer kleinen Spontanrunde steht nichts mehr im Weg. Sollte man in den Regen kommen, ist so ein Rennrad auch schnell mit einem Trockentuch gesäubert und wohnungstauglich. Platz genug für ein 2tes Bike in der Wohnung ist ja vorhanden, muss ich halt nur noch irgendwie die Genehmigung der besseren Hälfte einholen.
Daher fasste ich somit folgenden Plan: Anschaffung eines preiswerten Rennrades zwecks konditionellen Grundlagenaufbau – vor allem am Wochenende. Unter der Woche eventuell auf das Mountainbike switchen und durch die Wälder heizen – so entgeht man auch den ganzen Wochenendausflüglern, denn unter der Woche ist im Wienerwald eher weniger los. So um die 3, vielleicht 4 Tage die Woche möchte ich somit zukünftig biken gehen.
Soweit der Vorsatz für 2020 – ich bin motiviert. Schauen wir einmal was ich davon umsetzen werde 😉
[…] Aber das tolle Wetter im Mai hat mich auch noch zusätzlich endlich wieder zum Mountainbiken gebracht. Die erste Ausfahrt war natürlich standesgemäß auf unserem „Hausberg“ dem Anninger. Sogar der Herr L. war mit von der Partie – ihr erinnert euch noch? Mit dem Herrn L. gab es im Trailpark Weidlingbach DAS einschneidende Erlebnis, dass mich zum regelmäßigen Radfahren gebracht hat – falls nicht, ist ganz witzig und hier nachzulesen! […]