Es gab 2 Gründe wieder einmal bei Pbike in der Boltzmanngasse vorbeizuschauen. Nach dem Bikefitting Mitte Jänner (Bericht hier) hatte ich in Eigenregie eine 2cm Offset Sattelstütze bestellt und nach den bereitgestellten Vermessungsdaten so exakt wie möglich nach Vorgabe montiert  – aber sicherheitshalber wollte ich das Rad noch einmal exakt neu vermessen lassen. Als ich den Termin telefonisch fixierte, erzählte ich Christoph auch von einem anderen Problem: seit Montage des neuen Sattels, einen SQlab 611 active, habe ich im Dammbereich spätestens nach ca.30-40min Fahrzeit immer wieder äußerst unangenehme Schmerzen. Vor allem auf der Rolle, bedingt durch die doch eher statische Sitzposition wurden diese Schmerzen nach einiger Zeit teilweise fast unerträglich. Natürlich habe ich alle möglichen Einstellungen wie Neigungen, Höhen etc. ausprobiert, aber entweder war die Sitzposition äußerst unangenehm oder die Schmerzen waren wieder stärker.

Schlussendlich war ich dann irgendwann der Meinung, dass der Sattel einfach nicht passt, obwohl mir am MTB das gleiche (aber etwas ältere) Modell optimal geholfen hat. Christoph meinte aber, ich soll die sprichwörtliche Flinte nicht gleich ins Korn schmeißen (bzw. den Sattel auf den Acker) sondern wir könnten ja bei einer Satteldruckanalyse einmal genau schauen was da los ist.

Nachjustierungen am Rad nach neu montierter Sattelstütze:

Mein Rad ist somit einige Tage später bei Pbike in die Bikefitting Station eingespannt und wird aufgrund meiner gespeicherten Körpervermessungsdaten vom letzten Mal erneut noch einmal vermessen. Also nicht ganz, denn ich war ein wenig ungläubig ob meiner „enormen“ Schrittlänge aber eine erneute Vermessung attestierte mir noch immer die für meine 174cm Körpergröße ungewöhnlich langen Beine mit einer SL von 85cm – okay, gerade einmal 0,3cm geringer als bei der letzten Köpervermessung, was aber im Bereich einer ganz normalen Messtoleranz liegt. Mit diesen Daten ergab sich folgendes Messergebnis:

Somit ist man im großen und ganzem den empfohlenen Werten schon extrem Nahe gekommen, da ich mein Radon aber einfach ein wenig zu klein gekauft habe (Bericht hier), wird es bei den kleinen Differenzen im Bereich Sitzlänge und Lenkerhöhe bleiben, was aber für mich aber zu verschmerzen ist. Somit gingen wir zum nächsten Schritt über, der Satteldruckanalyse.

Die Satteldruckanalyse

Schon klar, Schmerzen bzw. die Leidensfähigkeit an sich sind beim Radsport immer wieder ein Begleiter. Wenn es aber Möglichkeiten gibt eventuelle Schmerzen auf ein Minimum zu reduzieren, bin ich sofort bereit, alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Denn wenn der Hintern bereits nach kürzester Zeit anfängt zu schmerzen kann das schon den Spaß und die Motivation am Radfahren trüben. Nachdem ich ja selbst alle möglichen Positionen ausprobiert hatte – von Sattelneigung über Sattelhöhe bis Sitzlänge – die Schmerzen aber immer wieder auftraten, war ich schon ein wenig verzweifelt. Der Sattel scheint einfach nicht zu passen oder ich bin eben unfähig die richtige Position zu finden. Oder muss ich mich jetzt wirklich mühsam und zeit intensiv durch die verschiedensten Sattelmodelle durchprobieren? Bestellen, Probefahren, Zurückschicken – repeat? Bitte nicht!

Vielleicht gibt es Ihn auch gar nicht, den Sattel der auch auf meinen Arsch passt. Um das herauszufinden, wird mein Rad bei Pbike von Christoph in die Rolle eingespannt und ein eher unscheinbarer, billig anmutender (und irgendwie hässlicher) Überzieher über meinen Sattel gespannt, auf dem ich dann sogleich Platz nehme.

Satteldruckanalyse bei Pbike
Überzieher mit Druckmeßfolie für die Satteldruckanalyse: macht wenig her, kann aber viel.

Ich sitze also im Radgewand auf meinem Rad und trete im moderaten Tempo in verschiedenen Griffpositionen in die Pedale – Oberlenker, Hoods, Unterlenker – während unterschiedliche Farbflächen auf Christophs Computerbildschirm aufleuchten, denn dieser Überzieher ist mit einer Druckmeßfolie ausgestattet, der jeden Druckpunkt während den diversen Bewegungen meines Gesäßes exakt an den Computer übermittelt. Blau und grün aufleuchtende Farbflächen zeigen einen normalen Druck auf dem Sattel, während gelb und rot einen höheren Druck darstellen. Rot sollte vermieden werden, weil rot bedeutet Schmerz – vereinfacht gesagt.

Die erste Messung zeigte sogleich meine Problemzone auf: im Dammbereich ist zu viel bzw. zu starke Druckfläche vorhanden was bei meinem verbauten SQlab Sattel eher nicht sein sollte. Denn grundsätzlich ist dieser Sattel so konzipiert, das die tieferliegende Nase in Kombination mit der Vertiefung in der Mitte mehr Platz und daher Freiraum für den Dammbereich schaffen sollte. Außerdem haben wir gleich festgestellt, dass ich ein wenig zu weit vorne am Sattel sitze, was auch nicht im Sinne der Sattelkonstruktion ist. Nach Korrektur der Sitzposition wurden dann Schritt für Schritt mit diversen Einstellungen die Neigung und Höhe des Sattels sowie die Sitzlänge durch Verschiebung des Sattels in der Horizontalen verändert, bis wir die bestmögliche Druckverteilung erreicht hatten. Das Kunststück dabei ist es, den Dammbereich zu entlasten aber gleichzeitig die Sitzknochen nicht zu stark zu belasten – also die zu starken Druckpunkte nicht zu verschieben sondern allgemein zu reduzieren .

Nach ca. 20-25min hatten wir eine Position gefunden, die zwar am Computerbildschirm ein brauchbares Ergebnis ablieferte, aber die neue Sitzposition muss natürlich auch den Praxistest bestehen, also werde ich erst bei der nächsten längeren Outdoor Runde oder Trainingseinheit auf der Rolle feststellen können, ob die in den ersten Minuten fühlbar bessere Sitzposition sich dann auch längerfristig tatsächlich bestätigt.

Satteldruckanalyse bei Pbike
Erste sichtbare Veränderungen im Dammbereich durch korrigierte Sitzposition (rechts).
Btw. ein Kaffee darf bei der Arbeit nie fehlen! 😉
Satteldruckanalyse bei Pbike
Satteldruckanalyse bei Pbike: Daten, Daten… nichts als Daten… 🙂

Sollte diese Einstellung aber auch nicht zu einer einigermaßen Schmerzfreiheit führen, dann war’s das leider mit diesem SQlab Sattelmodell, da bleibt mir dann doch nichts anderes über, als mich durch andere Sattelmodelle durchzuprobieren bis einer passt. Das ist ein Zeitaufwand den ich mir natürlich gerne sparen möchte, aber durch die Satteldruckanalyse wenigstens verkürzt werden kann.

To be continued (oder hoffentlich nicht)…

Verfasst von

Michael

Absolvent eines Architekturstudiums, beruflich selbständig (Baugewerbe) und stolzer Vater einer Tochter. Im November 2019 habe ich mir nach über 30 Jahren wieder ein Rennrad zugelegt und trainiere seit Mitte Jänner 2020 regelmäßig bis zu 5x in der Woche. Außerdem bewege ich mit großer Leidenschaft mein MTB durch die Wälder Österreichs.