Nachdem ich 4x meine kleine Hausrunde abgeradelt bin, hatte ich so ein Gefühl als würde ich um eine Spur zu kompakt auf dem Bike sitzen… irgendwie ein wenig zu niedrig, ein wenig zu nahe am Lenker. Rücken oder Nackenschmerzen hatte ich bis dato keine, aber trotzdem geisterte während meiner Ausfahrten immer wieder der Begriff „Bikefitting“ in meinem Kopf herum. Im Internet hatte ich davon gelesen, dass im Idealfall bei einem Neukauf das exakte Erfassen der Körpermaße (Schrittlänge, Armlänge, etc…) sowie die daraus empfohlenen Geometriedaten von großen Vorteil ist, um das perfekt passende Rennrad zu finden.

Es macht natürlich auch sehr viel Sinn für ein bereits gekauftes Bike ein Bikefitting durchzuführen – was nicht passend ist, wird dann (so gut wie möglich) passend gemacht. Beim Kauf meines Radon Spire hatte ich ja lange zwischen der Rahmengröße 54 und 57 herumgerätselt. Von den Geodaten her wäre wohl etwas in der Mitte perfekt gewesen – vor allem weil ich bei mir selbst eine Schrittlänge von 82cm gemessen hatte (was sich dann aber als falsch herausstellte) – denn der 54er Rahmen war eher zu klein, der 57er eher zu groß.

Da ich mir das Rad aber unbedingt einbildete, hatte ich mich dann auch noch an das rennrad-news.de/forum gewandt. Dort entstand eine angeregte Diskussion, die aber natürlich auch verschiedene Ansichten brachte: nimm das 54er, nimm das 57er… und dann, der vielleicht einzig richtige Tipp: nimm ein anderes Bike, das Radon passt halt einfach nicht zu dir.

Schlussendlich habe ich mir aber dann das 54er bestellt. Wie gesagt, bei den ersten Ausfahrten fühlte sich alles ganz gut an, bis auf die eingangs erwähnten kleinen Störfaktoren. Also, hat mich das nicht in Ruhe gelassen und ich wollte mein Rad unbedingt so gut es geht „fitten“ lassen. Die Entscheidung für das Bikefitting fiel dann auf Pbike im 9ten Bezirk – das erste informative Telefongespräch war sehr sympathisch und der Preis mit Euro 119,– moderat. Dazu muß gesagt werden, dass 2 Pakete angeboten werden: das Paket „Sport“ umfasst das obligatorische Einführungsgespräch, Körper- und Fahrradanalyse, Body- und Bikescan sowie dann das resultierende Bikefitting bzw. Bikeadjust. Beim Paket „Professional“ kommt dann noch zusätzlich eine vertiefende Analyse mit Motion Capture zur Optimierung der Gelenkswinkel und Bewegungsmuster hinzu. Ich habe mich für das Paket „Sport“ entschieden, updaten zum „Profi“ kann man ja dann immer noch 😉

Bikefitting

Als ich dann 3 Wochen später zum Vormittagstermin eintrudelte, kam mir gleich der Shopbesitzer Christoph entgegen – Fitten ist bei Pbike Chefsache. Bei einem leckeren Kaffee auf der Couch haben wir einmal den Status quo besprochen und wohin mein sportliche Reise gehen soll. Dann ging es ans Eingemachte. Bei der Körpervermessung gleich einmal die erste große Überraschung: meine SL war nicht 83cm sondern 85,3cm – bei 174cm also überdurchschnittlich lang, das wäre mir bis jetzt beim Hosenkauf nie aufgefallen. Auch die Armlänge von 58,6cm ist über dem Durchschnitt.

Bikefitting
Schrittlänge 85,3cm bei 174cm Körpergröße – endlos lange Beine wie ein Topmodell? 😉

Somit war gleich einmal klar – wenn schon das Radon Spire, dann wäre die 57er Rahmengröße die bessere Entscheidung gewesen. Blöde Sache, aber gleich einmal dazugelernt für die Zukunft – erst vermessen lassen, dann kaufen. Wie auch immer, Christoph hat sich dann bemüht aus dem vorhandenen Material das Beste herauszuholen. Der Lenker wurde mit Spacern auf das maximal machbare (und optisch gerade noch vertretbare) erhöht und ich müsste auf jeden Fall die originale Sattelstütze mit einer 2cm Offset Sattelstütze austauschen, um den Sattel noch mehr nach hinten verschieben zu können – da Christoph eine solche gerade nicht lagernd hatte, musste ich das dann in Eigenregie erledigen. Somit kamen wir zu einem Endergebnis wie am Bild angeführt:

Bikefitting Pbike, Endanalyse ohne Offset Sattelstütze

Vom optimalen Ergebnis waren wir also noch ein wenig entfernt, aber Sitzhöhe / Sattelposition / Sitzlänge würde man nach  Montage der Offset Sattelstütze ziemlich gut hinbekommen, nur die Lenkerhöhe könnte ein Problem werden, da eine Differenz von 3,3 cm vom Idealzustand (gesamt 8,7 cm Überhöhung) schon mal nicht wenig ist. Da würden dann die nächsten Ausfahrten entscheiden wie ich mit diesen Einstellung zurecht kommen werde. Zur Not könnte man noch den Lenkervorbau umdrehen um noch ein wenig an Höhe zu gewinnen, aber warten wir einmal ab. Da ich im Shop auch eine Auswahl an SQlab Sattel entdeckte (wie bereits erwähnt, hatte ich am MTB eine enorme Verbesserung durch einen SQlab Sattel), erzählte ich gleich auch von meinen Poschmerzen. Es wurde dann eine Sitzknochenmessung durchgeführt und der passende SQlab Sattel (Modell 611) gekauft / montiert – die Messung ist bei Pbike beim Kauf eines Sattels gratis.

Ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass zu allererst natürlich die Klicks auf meinen Radschuhen genau eingestellt wurden. Da war ich aber dank diversen Internet Tutorials in Eigenregie schon ziemlich exakt am Optimum dran. Alleine, Christophs Meinung nach waren die Schuhe um eine Winzigkeit zu groß. Na super, Bike zu klein dafür Schuh zu groß 🙂

Wir verblieben dann so, dass ich die Offset Sattelstütze mir selbst besorgen und montieren sollte und dann, falls es nach ein paar „Proberunden“ noch wo zwickt oder zwackt, zu einer Nachjustierung jederzeit vorbeikommen könnte. Finde ich fair und werde ich, so wie ich mich kenne, höchstwahrscheinlich auch in Anspruch nehmen.

Verfasst von

Michael

Absolvent eines Architekturstudiums, beruflich selbständig (Baugewerbe) und stolzer Vater einer Tochter. Im November 2019 habe ich mir nach über 30 Jahren wieder ein Rennrad zugelegt und trainiere seit Mitte Jänner 2020 regelmäßig bis zu 5x in der Woche. Außerdem bewege ich mit großer Leidenschaft mein MTB durch die Wälder Österreichs.