Schon seit einem längeren Zeitraum habe ich, ob des doch eher gehobenen Anschaffungspreises, mit dem Kauf eines Wattmessgerätes gehadert. Aber vor kurzem habe ich mich dann doch dazu durchgerungen und mir die Garmin Vector 3 Wattmesspedale geleistet. Über die Sinnhaftigkeit für zielgerichtetes Training in Zusammenhang mit einer regelmäßigen Leistungsdiagnostik (u.a. Spiroergometrie) habe ich ja bereits in einem vergangenen Bericht ein wenig geschrieben. Aber ich geb’s zu, ein weiterer anderer Grund – außer einer möglichen verbesserten Trainingsstruktur – für mich war: ich bin ein Datenjunkie! Ich liebe es nach einem Workout oder einer Ausfahrt die neu erhaltenen Daten zu studieren, annähernd vielleicht den Sinn zu erkennen und eventuell sogar mein zukünftiges Training danach auszurichten. Denn mit den zusätzlichen Daten eines Wattmessgerätes eröffnen sich, auf welchen Trainingsportal auch immer, unendliche Weiten an Daten- und Berechnungsvielfalt. Yeah!
Ganz anders zum Beispiel meine Freundin. Sie geht regelmäßig Laufen und somit habe ich Ihr vor Jahren zu Weihnachten eine Garmin Pulsuhr geschenkt. Die hat sie dann 2-3x getragen und seitdem liegt die Uhr gut verstaut in irgendeiner ihrer Schubladen herum. Auf die Frage warum Sie die Uhr nicht verwendet, ob sie nicht wissen möchte wie lange, wie weit und – huch- mit welchen Puls sie läuft meinte sie nur: „Ja, die Uhr ist eh‘ schön, aber ich vergesse sie immer beim Laufen zu tragen… und außerdem laufe ich ja zur Entspannung, um ein bisserl fit zu bleiben und da brauche ich diese ganzen Infos nicht. Wenn ich merke das ich müde werde, höre ich einfach auf zu laufen und dann bin ich fertig.“ Ok. Hier prallen eben 2 verschiedene Welten aufeinander. Wir verstehen uns aber ansonsten schon ganz gut 😉
Mögliche Alternativen
Ich habe mir die verschiedenen Arten der Wattmessung angesehen: neben der Wattmesspedale gibt es das Kurbelpowermeter, die Messung im Spider, die Messung der Kräfte an der Kurbelachse und in der Hinterradnarbe. Ich habe mich hauptsächlich aus praktischen und wirtschaftlichen Gründen für die Pedalvariante entschieden. Denn die Pedale kann man ganz einfach für mehrere Fahrräder z.B. auch für ein Leihrad, oder Testrad verwenden: runterschrauben, auffeschrauben – fertig. Preismäßig ist die Anschaffung im Vergleich zu anderen beidseitigen Systemen auch noch ganz überschaubar, denn aktuell ist man mit ca. Euro 750,– für die beidseitige Version der Garmin Vector 3 dabei.
Erwähnen möchte ich auch noch aus meiner Sicht den Hauptkonkurrent der Garmin Leistungstreter, nämlich die Pedale von Assioma Favero. Preislich um ca. Euro 50-70 günstiger stehen diese lt. diversen Testberichten an Qualität und Messgenauigkeit den Garmins um nichts nach und haben als besonderes Gimmick direkt wiederaufladbare Akkus statt Knopfzellen an Bord. Das lästige Batteriewechseln entfällt somit, welches ja bekanntlich die Archillessehne der Garmin Pedale sein kann, wie ich ebenfalls später leidlich festellen musste. Ich bin lange zwischen beiden Produkten hin und her gegeigelt, schlussendlich war dann eine kurzfristige Aktion eines Händlers zugunsten der Garmins ausschlaggebend.
Montage, Einrichten und Kalibrieren
Geliefert werden die Garmin Vector 3 Wattmesspedale peppig aufbereitet im stylishen Karton, zusammen mit einem Paar Schuhplatten (Look-Klick-Pedal-System), 2x Dichtungen, 4 Stk. LR44 Knopfzellen sowie 2x Distanzscheiben (falls die Pedalachse zu nahe an die Kette kommt). Bei mir waren bereits Batterien eingebaut und somit waren die Pedalen auch ruck zuck am Kurbelarm montiert. Gab’s beim Vorgänger Vector2 noch ein Drehmoment peinlichst genau einzuhalten, ist zwar auch jetzt ein Drehmoment von 34Nm vorgeschrieben, wer aber keinen Drehmomentschlüssel bei der Hand hat – richtig fest anknallen, denn nur so ist eine genaue Wattberechnung gewährleistet.
Danach muß man die Pedale mit dem Garmin Connect Konto am Handy verbinden. Das ist ein bisserl tricky bei mir gewesen – nämlich zuerst das linke, dann das rechte Pedal. Anders hat es irgendwie nicht geklappt – und das auch erst nach mehreren Versuchen. Auch ist die Pedal ID so winzig eingraviert, da braucht man echt eine Lupe – ich habe aber auch nicht mehr die besten Augen. Nachdem endlich alles verbunden war, musste in meinem Fall dann auch auf eine neue Firmware upgedatet werden. Hingegen mit dem Garmin Edge ging das Verbinden und Kalibrieren problemlos von statten. Selbst mit meinem alten 800er.
Garmin Vector 3 und Garmin Edge 800
Da ich im Internet des öfteren diese Fragestellung gesehen habe – ja, das Verbinden klappt mit dem Garmin Edge 800 tadellos. Man hat auch genug Optionen sich die Leistungsdaten anzeigen zu lassen: auch die links rechts Balance ist darunter. Also kein Grund das alte Gerät in die Pension zu schicken um sich mit der neueren Generation einzudecken, aktuellste installierte Firmware vorausgesetzt. Einzig die Garmin Cycling Dynamics werden am 800er nicht dargestellt. Gut, wer’s braucht kann sich das aber nachher genauso hübsch grafisch aufbereitet in der Garmin Connect App am Handy anschauen.
Garmin Vector 3 und das Problem mit der Verbindung nach dem Batteriewechsel
Das Internet ist voll davon: Einträge über Verbindungsprobleme bzw. lange Aussetzer nach dem Batteriewechsel. Die erste Produktionsreihe der 3er Vectoren war davon schon häufig betroffen, aber auch die zweite Generation mit dem neuen Batteriefachdeckel (erkennbar an den goldenen Kontakten) bleibt von diesen Problemen nicht verschont. Bei mir kam es bereits sehr rasch zum erzwungenen Wechsel, da die bereits eingebauten Batterien schon nach ca. 20 Stunden leer waren. Nach dem Wechsel gab es auch bei mir die bekannten Probleme mit längeren Verbindungsabbrüchen bzw. ist dann gar nix mehr gegangen. Ist natürlich schon ärgerlich, dass Garmin ein bereits seit Jahren bekanntes Problem scheinbar nicht in den Griff bekommt und man nach dem Batteriewechsel dann bei der nächsten Radrunde möglicherweise größtenteils Stricherl statt Wattzahlen am Display hat.
Aber es gibt einen Workaround im Internet mit dem ich das Problem nach der zweiten Ausfahrt in den Griff bekommen habe. Eigentlich simpel, wenn man es weiß. Zuerst Kontakte mit Wattestäbchen und Reinigungsbenzin putzen, dann ein wenig minerlisches Öl zb: auch WD40 an die Kontakte in der Pedale sowie am Batteriefachdeckel, aber auch auf die Batterieoberfläche und Unterseite anbringen. Das soll den Kontakt verbessern und Abbrüche vermeiden. Außerdem wird von Garmin auch noch eine bessere Batterievariante in Form einer CR1/3N Zelle anstatt zweier LR44/SR44 empfohlen. Warum man die Garmin Vector 3 Pedale aber nicht gleich mit den besseren Batterien ausliefert bleibt scheinbar Firmengeheimnis. Aber gut – hab ich bestellt, hab ich eingebaut, funktioniert nun alles tadellos.
Aber Achtung: beim Reinschrauben des Batteriefachdeckels muss man behutsam vorgehen – schön langsam reindrehen und auf den dünnen gelben Dichtungsring achten, damit der richtig sitzt – nicht zu fest zudrehen! Sonst ist der Ring schnell beschädigt, ist bei mir auf jeden Fall schnell passiert. Zum Glück wurde Ersatz mitgeliefert – Garmin wird schon gewusst haben, wieso.
Fazit
Wenn man einmal mit einem Smarttrainer längere Zeit trainiert, gewöhnt man sich ein wenig an das Fahren nach Wattzahlen und möchte es eventuell auch Outdoor am Rennrad nicht mehr missen – zumindest war das bei mir so. Diverse Trainingsportale (z.B. Strava, Trainingpeaks) spucken dann in Kombination mit einer Herzfrequenzmessung (Brustgurt, Pulsuhr) unglaublich (fast schon zu) viele Daten über deinen Trainingszustand, etc. aus. Der eine braucht es nicht, der andere findet die Auswertungen interessant, ein Dritter will ohne Wattmessung nicht mehr trainieren.
Was die Garmin Vector 3 Wattmesspedale angeht, ist seit dem kurzfristigen Problem nach dem Batteriewechsel alles in Ordnung und sie liefern aktuell zuverlässig die Leistungsdaten an meinen alten Garmin Edge 800. Sollte sich etwas daran ändern, werde ich hier darüber berichten.
to be updatet…
Hallo Michi, das mit den Daten sammeln und auswerten und machen und tun kenne ich auch. Habe auch lange überlegt, ob ich mir die Vector zulegen soll. Habe mich aber dann dagegen entschieden. Mir war das wattgesteuerte Training der Grund. Nur noch abhängig von dem Ding zu sein, war mir dann to much. Aber ich kann dich durchaus verstehen. Wenn ich heute mit dem Radeln anfangen würde, hätte ich die Dinger garantiert auch.
P.S. Die Emailbenachrichtigung bei neuen Blogeinträgen scheint nicht zu funktionieren. Jedenfalls habe ich keine Mail erhalten, trotz Registrierung.
Hi Andi, kann ich voll verstehen. Aber bei mir ist das sammeln von Daten ein großer Motivationsgrund, doch immer wieder regelmäßig meine Einheiten runterzustrampeln. Der Körper spürt die Verbesserung, die Daten belegen es 😀
Betreffend des Emailverteilers… den verschickt sich nicht automatisch nach dem Hochladen eines Beitrags, das muss man aktivieren. Hab‘ ich gestern vergessen 😉
Aber danke fürs Erwähnen, sehr aufmerksam!
Dafür bin ich ja da *Haha*